KI und Coaching

Künstliche Intelligenz und Coaching: Ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Rationalität und Emotion

Unsere menschliche Intelligenz ist ein Mysterium und Wunderwerk zugleich. Sie entspringt dem tiefgründigen Zusammenspiel von Emotion und Rationalität. Unser emotionales Selbst und unser rationales Ich tanzen in einer symbiotischen Choreografie, wie von Kuhl (2010) hervorgehoben. Diese Beziehung erlaubt es uns, ein beinahe unvorstellbares Spektrum an Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und in einer rationalen wie emotional-motivationalen Ebene zu verwerten.

Künstliche Intelligenz (KI) hingegen präsentiert eine andere Art des 'Denkens' - eine, die sich auf rein rationale Aspekte konzentriert. KI arbeitet durch den Einsatz vorprogrammierter Algorithmen, durch die sie Daten verarbeitet. Es fehlt ihr die Fähigkeit, individuelle Erfahrungen zu machen, Werte zu präferieren oder ihre eigenen Vorannahmen zu reflektieren. Bei KI ist die Analyse rein statistisch, eine Interpretation findet ausschließlich unter dem Aspekt der Logik statt.

Daraus ergeben sich relevante Erkenntnisse für den Einsatz von KI im Coaching. KI bietet enorme Vorteile, insbesondere durch ihre Fähigkeit, große Datenmengen schnell aufzunehmen und zu verarbeiten. Sie kann kreative Prozesse auslösen und eine kritische Überprüfung unterstützen, eine Kapazität, die unser menschliches Gehirn einfach nicht übertreffen kann.

Allerdings gibt es auch Grenzen. Die emotionale Intelligenz, eine der Grundlagen menschlichen Denkens und Handelns, bleibt KI verwehrt. Jede Form von Emotion oder persönlicher Anteilnahme, die KI zeigt, ist stets künstlich erzeugt und kann nie die Echtheit menschlicher Gefühle erreichen. Zudem kann KI Informationen nicht in einen persönlichen, lebensgeschichtlichen Kontext einbetten oder tiefgreifende persönliche Verständnisse entwickeln. Darüber hinaus fehlt KI die Fähigkeit zur ethischen Reflexion, eine Komponente, die ausschließlich von einem menschlichen Coach übernommen werden kann.

Dies führt zur Notwendigkeit, die Beschränkungen der KI zu erkennen. Während menschliches Double-Loop Learning es uns ermöglicht, unsere zugrunde liegenden Werte und Annahmen zu reflektieren, beschränkt sich KI auf Single-Loop Learning. Bei letzterem werden die Ziele der Coachees nicht hinterfragt oder problematisiert.

Indem wir jedoch die Stärken und Schwächen von KI berücksichtigen, können wir sie als ein effektives Medium zur Problemlösung im Coaching einsetzen. Beispielsweise in der Analyse von Coaching-Problemen, der Entwicklung nachhaltiger Lösungen oder als zuverlässiger Trainingspartner bei der Umsetzung von Strategien und Schritten (Clutterbuck, 2022; Ellis-Brush, 2021; Terblanche, 2020).

So können wir, durch eine strategische Nutzung der KI, das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden: Die beeindruckende Datenverarbeitungsfähigkeit der KI und die unvergleichliche emotionale Intelligenz des menschlichen Gehirns. Künstliche Intelligenz und Coaching - Ein Duo, das zusammen mehr erreicht.

 

Literatur

Clutterbuck, D. (2022). The Future of AI in Coaching. In: S. Greif, H. Möller, W. Scholl, J. Passmore & F. Müller (Eds.) International Handbook of Evidence-Based Coaching (369-380), Wiesbaden: Springer

Ellis-Brush, K. (2021). Augmenting Coaching Practice through digital methods. In: International Journal of Evidence Based Coaching and Mentoring, pp.187-197. DOI: 10.24384/er2p-4857

Kuhl, J. (2010). Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Göttingen u.a.: Hogrefe

Terblanche, N. (2020) 'A design framework to create Artificial Intelligence Coaches'. In: International journal of evidence based coaching and mentoring, 18(2), pp.152-165. DOI: 10.24384/b7gs-3h05. 

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