Autopoiese

verfasst von Prof. Dr. H. Geißler  am 19. 07. 2022

Das Phänomen der Autopoiese wurde zunächst in der Biologie entdeckt, indem erkannt wurde, dass die Prozesse, die sich innerhalb verschiedener biologischer Einheiten, also z. B. in Zellen, Organen Lebewesen vollziehen, nicht von außen, sondern intern gesteuert werden, d.h. auf intern gesteuerten Wirkungskreisläufen beruhen. Diese begründen das Phänomen der Selbsterschaffung, die man im Anschluss an die altgriechische Sprache als Autopoiese bezeichnete.

Diese Erkenntnis wurde von den Sozialwissenschaften adaptiert, d. h. auf soziale und psychische Prozesse übertragen und zur Grundlage eines entsprechenden Menschenbildes.

Mit Blick auf diese Zusammenhänge wird deutlich, dass Lernen immer ein selbstgesteuerter Prozess ist. D.h..: Es ist nicht möglich, durch Lehraktivitäten das Lernen anderer zu steuern. M.a.W.: Lernen ist nicht eine abhängige Variable des Lehrens. 

Für Coaching bedeutet das: Die Coachees reinszenieren ihre Problematik selbst und deshalb können Erfolge nicht sozialtechnologisch herbeigeführt sondern nur ermöglicht werden.

 

Literatur

Geißler, H. & Rödel S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz