Coaching Solution Finder - Einführung

Die konzeptionelle Grundlage des Coaching Solution Finders ist das sog. Wertequadrat von Friedemann Schulz von Thun (Miteinander reden - Teil 2.  Reinbek: rororo,1993). Sein Grundgedanke ist, dass menschliches Handeln immer wertegeleitet ist. In der Regel ist es dabei so, dass in einer bestimmten Situation das Handeln einer Person nicht durch einen einzigen Wert bestimmt wird, sondern dass da gleichzeitig mehrere Werte im Spiel sind. Diese liegen nicht immer harmonisch auf einer Linie, sondern stehen in der Regel mehr oder weniger in Spannung zueinander. Diese kann produktiv oder ein Problem sein.

Der positive Aspekt dieser Spannungen besteht darin, dass jeder Wert einen natürlichen Gegenspieler bzw. Antipoden hat. Denn nur im produktiven Zusammenspiel mit ihm ist situationsadäquate Flexibilität möglich.

Es kann aber auch sein, dass der Gegenspieler bzw. Antipode als Gegner wahrgenommen und als Feind bekämpft wird. Wenn das der Fall ist, ist die Flexibilität stark eingeschränkt.

Diese Tatsache begründet sich auf die dialektische Struktur unserer Werte. Damit ist gemeint, dass jeder unserer Werte einen natürlichen Gegenspieler bzw. Antipoden hat und dass die Beziehung zu ihm positiv, d.h. flexibilitäts- und entwicklungsförderlich,  oder negativ, d.h. problemproduzierend bzw. -stabilisierend, sein kann.

Um Handlungsprobleme zu lösen, muss deshalb so vorgegangen werden, dass zunächst einmal die beiden Werte identifiziert werden, die sich widersprechen und sich gegenseitig blockieren. Um ihren Konflikt zu lösen, schlägt Schulz von Thun vor, davon auszugehen, dass jeder der beiden verfeindeten Werte sich gegenüber dem jeweils andere dadurch abgrenzt, dass der eigene Wert übertreiben stark beton wird. Es ist deshalb hilfreich, diese Übertreibungen zu identifizieren und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, wie man sie Zug um Zug verringern kann. Mithilfe diese Deeskalation wird es dann möglich zwei Werte zu entwickeln, die sozusagen den positiven Kern der ursprünglichen Werte darstellen.

Ein Beispiel hierfür ist der Konflikt zwischen den beiden - sich gegenseitig bekriegenden - Werten:

"Geiz" und "Verschwendungssucht".

Geht man davon aus, dass beide Werte einen positiven Kern haben, der allerdings durch Übertreibung zunächst einmal verschüttet ist, lässt sich ein Wertepaar rekonstruieren, das in einer positiven Spannung steht, nämlich

"Sparsamkeit" und "Lebensgenuss".

Um Probleme zu lösen, ist es deshalb für Schulz von Thun wichtig, auf die gerade beispielhaft genannten Bezugspunkte zu schauen, nämlich auf die beiden Werte, die im Mittelpunkt des Problems stehen, und die beiden Werte, die sich aus ihnen entwickeln lassen und den Schlüssel für die Problemlösung anbieten. Diese vier Bezugspunkte lassen sich als Quadrat visualisieren.

Überträgt man diesen Grundgedanke auf Coaching, ist es sinnvoll, auf die Bedürfnisse, Interessen, Ängste und Sorgen zu schauen, die den vorliegenden Coachingproblemen zugrunde liegen und den Schlüssel für ihre Lösung bilden. 

In Auseinandersetzung mit vorliegendem empirischen Material lassen sich auf diese Weise 19 idealtypische Grundmuster rekonstruieren.