Widerstand, psychischer - Abwehr

verfasst von Prof. Dr. H. Geißler  am 19. 07. 2022

Psychischer Widerstand bzw. Abwehrmechanismen richten sich gegen den Vollzug bestimmter Aktivitäten der Problembearbeitung. Dafür kann es zwei letztliche Ursachen geben:

Die erste ist, dass die vom Coach vorgeschlagenen Problembearbeitungsaktivitäten - objektiv - wenig geeignet sind, sodass der Widerstand der Coachees völlig berechtigt ist. 

Aber es kann auch sein, dass Coachees bestimmte Problemlösungsaktivitäten aufgrund negativer Affekte ablehnen, also aufgrund bestimmter Ängste, Schuld- oder Schamgefühle - oder weil es ihnen einfach zu unbequem ist.

Diese negativen Affekte führen dazu,

  • dass die vorliegende Problematik verharmlost bzw. schöngeredet wird,
  • dass die Gründe für die Problematik vor allem bei anderen gesehen werden (Selbstrechtfertigungen),
  • dass die Coachees in unüberlegten Aktionismus flüchten,
  • oder dass sie auf ihr Problem mit Trotz,
  • Überanpassung,
  • Grübelei 
  • und/oder Gefühls- und Denkblockaden reagieren.

Aufgrund dieser Aktivitäten können die Coachees ihr Coachingproblem nicht oder nicht hinreichend gut lösen. D.h.: Psychischer Widerstand aufgrund negativer Affekte ist deshalb eine Problemlösungs-Bremse. Eine Möglichkeit, sie zu erkunden und sie zu lösen, bietet das Konzept des Inneren Teams.

  

Literatur

Geißler, H. & Rödel, S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz

Möller, H., Giernalczyk, T. & Hinn, D. (2018). Individuelle und kollektive Abwehrmechanismen im Coaching. In S. Greif, H. Möller & W. Scholl (Hrsg.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (S. 255-264). Wiesbaden: Springer.